Allgemein

Digitalisierung der Verwaltung – Verbesserungen dank Corona

Die Corona-Pandemie sorgt für eine schnellere Digitalisierung der Verwaltung – diesen Eindruck hat zumindest die Mehrheit der Bevölkerung. Zwei von drei Bundesbürgern meinen, dass die Krise die Digitalisierung der Verwaltung beschleunigt. 

Die repräsentative Umfrage, die diesen Einblick gibt, hat aber noch weitere spannende Ergebnisse hervorgebracht. Fast die Hälfte der Verwaltungen hat seit dem Beginn der Pandemie neue digitale Angebote für Bürger eingeführt. Jeder fünfte Bundesbürger hat diese neuen Angebote bereits genutzt. Zudem hätten sich zehn Prozent der Befragten neue digitale Angebote gewünscht, wurden bei sich vor Ort jedoch enttäuscht.

„Viele Städte und Gemeinden haben im Zuge der Corona-Krise im Rekordtempo Schriftformerfordernisse gestrichen, digitale Anträge bereitgestellt und die Bürger von der Pflicht befreit, vor Ort zu erscheinen. Das kommt gut an“, sagt der Hauptgeschäftsführer des Digitalverbands Bitkom, Bernhard Rohleder. Der Verband hatte die Umfrage in Auftrag gegeben. „Politik, Wirtschaft und Kommunen müssen jetzt über die nächsten Schritte sprechen und die Digitalisierung verstetigen.“

Eine wichtige Plattform zur Digitalisierung der Verwaltung und des öffentlichen Sektors bietet die Smart Country Convention. Sie findet am 27. und 28. Oktober erstmals virtuell statt. Ziel dieser Veranstaltung ist es, von den Besten zu lernen, die Digitalisierung zu beschleunigen und bürgergerecht umzusetzen. Jens Heithecker, Executive Vice President der Messe Berlin, erklärt: „Angesichts der dynamischen Lage rund um die Corona-Pandemie haben wir uns zusammen mit dem Bitkom dazu entschlossen, die Smart Country Convention als Special Edition stattfinden zu lassen. Dafür zieht die Veranstaltung in den digitalen Raum. Teilnehmer können das Kongressprogramm von zuhause oder aus dem Büro verfolgen.“

Wie groß der Handlungsbedarf ist, zeigt ein Blick auf die Abläufe in Ämtern und Behörden. Der Gang zum Amt kostet Menschen in Deutschland durchschnittlich 148 Minuten. Davon entfallen 59 Minuten auf An- und Abreise, 64 Minuten auf das Warten in der Behörde und 25 Minuten auf den eigentlichen Zweck des Besuchs: die Bearbeitung des jeweiligen Anliegens. Insgesamt sind 83 Prozent der Meinung, dass Ämter zu lange benötigen, um Vorgänge zu bearbeiten.

Deshalb verwundert nicht, dass 76 Prozent der Ansicht sind, mit digitalen Behördengängen könne Zeit gespart werden. Und für jeden Zweiten ist klar: Die meisten Verwaltungsangelegenheiten könnte man problemlos online erledigen. „Es kann nicht sein, dass Menschen Urlaub nehmen müssen, nur um einen schlichten Verwaltungsvorgang anzustoßen. Nicht nur während der Corona-Krise sind solche Verpflichtungen völlig anachronistisch. Ziel muss sein, ohne Ausnahme alle Verwaltungsleistungen in Bund, Ländern, Gemeinden und nachgeordneten Behörden digital anzubieten“, betont Rohleder. 

Beim digitalen Behördengang hört es aber nicht auf. Nicht weniger als 91 Prozent der Befragten sagen, dass Bürger mehr in die Entwicklung der Digitalisierung in Städten und Gemeinden einbezogen werden sollten. Hoch im Kurs stehen Möglichkeiten, via Mängelmelder auf Probleme im öffentlichen Raum hinzuweisen oder konkrete Vorschläge zur Verbesserung der Lebensqualität am Wohnort zu machen. Fast jeder zweite Teilnehmer will sich sogar online an Planungs- und Entscheidungsprozessen in Politik und Verwaltung beteiligen. Und immerhin 39 Prozent der Befragten würden über das Internet ihre Stimme bei Wahlen abgeben.

Doch je größer die Erwartungen an eine digitale Stadt, desto ernüchternder die Realität: Mehr als jeder Zweite (57 Prozent) stuft seinen Wohnort als digital rückständig ein. Nur ein gutes Drittel (37 Prozent) beurteilt den Digitalisierungsgrad seiner Gemeinde als fortgeschritten. Das Vertrauen der Bürger in die Digitalkompetenz der öffentlichen Verwaltung an ihrem Wohnort ist dennoch ungebrochen: Zwei von drei Bürgern (64 Prozent) trauen ihrer Stadt- oder Gemeindeverwaltung einen kompetenten Umgang mit Digitalthemen zu. „Dem Vertrauensvorschuss in der Bevölkerung müssen die Rathäuser jetzt gerecht werden“, unterstreicht Rohleder.

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"