In den Führungsetagen der deutschen Wirtschaft werden eigene Erfolge bei der Digitalisierung skeptisch beurteilt. Eine deutliche Mehrheit (58 Prozent) der Geschäftsführer und Vorstände gibt an, dass ihr Unternehmen bei der Digitalisierung noch ein Nachzügler sei. Drei Prozent meinen sogar, den Anschluss verpasst zu haben. Nur rund jedes dritte Unternehmen hält sich für einen Digitalisierungs-Vorreiter. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage unter 502 Unternehmen ab 20 Mitarbeitern im Auftrag des Digitalverbands Bitkom.
Allgemein zeigt die Umfrage: Je größer die Unternehmen, desto eher sehen sie sich bei der Digitalisierung vorn. Von Unternehmen mit 20 bis 99 Mitarbeitern sagen 34 Prozent, sie seien Vorreiter, bei jenen mit 100 bis 499 Mitarbeitern sind es 38 Prozent. Von den Unternehmen mit 500 bis 1999 Mitarbeitern halten sich schon 47 Prozent für Digitalisierungs-Vorreiter. Bei Firmen mit mehr als 2000 Mitarbeitern steigt der Wert sogar auf 71 Prozent. „Der innovative Mittelstand hat über Jahrzehnte die deutsche Wirtschaft geprägt und maßgeblichen Anteil an Wachstum und Wohlstand. Erfolg ist aber kein Naturgesetz, künftig funktioniert er nur noch digital“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg zu den Ergebnissen.
Aktuell gibt nur rund jedes dritte Unternehmen an, über eine zentrale Digitalstrategie zu verfügen. Fast genauso viele haben zumindest in einzelnen Unternehmensbereichen entsprechende Strategien entwickelt. Rund jedes vierte Unternehmen (23 Prozent) verzichtet jedoch auch weiterhin vollständig auf eine Digitalstrategie.
Auch hier zeigt sich ein deutlicher Unterschied nach Unternehmensgrößen: Während kein Unternehmen mit mehr als 2.000 Mitarbeitern angibt, auf eine Digitalstrategie zu verzichten, sind es bei den Unternehmen mit 100 bis 499 bzw. 500 bis 1999 Mitarbeitern jeweils acht Prozent. Unter den kleineren Unternehmen zwischen 20 und 99 Mitarbeitern haben sogar 28 Prozent keine Strategie als Antwort auf den digitalen Wandel entwickelt.
„Analog fahren heißt auf Sicht fahren, und das wird nicht mehr genügen“, betont Berg. „Unternehmer und Manager müssen ihre Geschäftsmodelle quer durch alle Branchen und Größenordnungen noch konsequenter digitalisieren.“ Bei großen Konzernen dürfte sich das sehr schnell im Wertpapierdepot von Anlegern bemerkbar machen. Im Mittelstand ist der Druck von außen hingegen oft geringer. Hier müssen die Eigentümer von Unternehmen jedoch ebenfalls für die nötigen Innovationen sorgen.