Gestrichene Flüge, ausgefallene Server und PCs, Unternehmen, die ihre Beschäftigten nach Hause schicken mussten – am 19. Juli 2024 ging vielerorts nichts mehr. Ein fehlerhaftes Update einer Cybersicherheitslösung des Unternehmens CrowdStrike hatte weltweit zu zahlreichen IT-Ausfällen geführt. Welche Folgen die Panne für Unternehmen in Deutschland hatte, haben jetzt das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) und der Digitalverband Bitkom in einer gemeinsamen Befragung von 331 von den Ausfällen betroffenen Unternehmen ermittelt.
BSI-Präsidentin Claudia Plattner: „Es wird auch in Zukunft keinen 100-prozentigen Schutz vor IT-Sicherheitsvorfällen geben. Trotzdem wollen wir so nah wie möglich an die 100 Prozent heran. Aber auch Unternehmen müssen und können mit präventiven Maßnahmen ihre Resilienz erhöhen, damit sie widerstandsfähiger gegen IT-Sicherheitsvorfälle werden. Darüber hinaus zeigen auch die vorliegenden Umfrageergebnisse, dass eingeübte IT-Notfallkonzepte wichtiger Bestandteil jeder Krisenvorsorge sein müssen.“
Betroffene Unternehmen: 40 Prozent konnten Leistungen nicht erbringen
Bei den direkt betroffenen Unternehmen wurden im Schnitt 32 Prozent der PCs und Notebooks sowie 51 Prozent der Server in Mitleidenschaft gezogen. Dadurch kam es vor allem zu Systemabstürzen (83 Prozent), Anwendungen konnten nicht genutzt werden (64 Prozent) und Daten waren nicht verfügbar (58 Prozent). 40 Prozent der Unternehmen sind so Schäden in der Zusammenarbeit mit Kunden entstanden, etwa weil Leistungen nicht erbracht werden konnten, weitere 13 Prozent konnten oder wollten dazu keine Angaben machen. Im Schnitt dauerte es zwei Tage, bis die Störungen wieder vollständig behoben waren. Ein Fünftel der direkt betroffenen Unternehmen (20 Prozent) litt aber drei Tage und länger unter den Folgen.
Die direkt betroffenen Unternehmen haben sich zumeist (74 Prozent) selbst geholfen, um die entstandenen Probleme zu beheben. 15 Prozent bekamen Unterstützung von externen IT-Dienstleistern, 9 Prozent direkt von CrowdStrike und 4 Prozent von Microsoft. Ihre ersten Informationen zur IT-Panne haben jeweils knapp ein Viertel der Unternehmen über Social Media (23 Prozent) und von CrowdStrike direkt (22 Prozent) erhalten. 17 Prozent wurden zuerst über die Presse informiert, 10 Prozent von externen Dienstleistern und jeweils 2 Prozent von Microsoft bzw. Behörden.
Eine Mehrheit von 62 Prozent der direkt oder indirekt betroffenen Unternehmen hatte einen Notfallplan für solche IT-Ausfälle vorbereitet – und der hat zumeist gegriffen. Bei 19 Prozent der betroffenen Unternehmen mit Notfallplan haben die Abläufe sehr gut funktioniert, bei 45 Prozent eher gut. Umgekehrt hat bei 12 Prozent der Plan eher nicht funktioniert, nur bei zwei Prozent hat er gar nicht funktioniert. Bei rund einem Fünftel (22 Prozent) kam der Notfallplan nicht zum Einsatz.
Bessere Notfallpläne, Schulungen und IT-Anpassungen
Aus den Erfahrungen mit CrowdStrike ziehen die Unternehmen, die direkt oder indirekt betroffen waren, ihre Schlüsse und wollen sich besser aufstellen. Zwei Drittel (66 Prozent) wollen einen IT-Notfallplan entwickeln bzw. den bestehenden nachbessern oder haben das sogar bereits getan. Mehr als die Hälfte (55 Prozent) plant Schulungen oder hat diese schon durchgeführt, ebenso viele wollen das Patch-Management ihrer Software verbessern oder haben dies bereits umgestellt (55 Prozent).
Auch andere technische Maßnahmen stehen auf der To-Do-Liste der Unternehmen, etwa regelmäßiger Updates einspielen (52 Prozent), Backup-Systeme einführen oder verbessern (49 Prozent), die Netzwerke stärker segmentieren (49 Prozent) sowie Redundanzen in der IT aufbauen (48 Prozent). Ein Fünftel (20 Prozent) wird die Kriterien bei der Auswahl von IT-Sicherheitsanbietern anpassen, 4 Prozent haben als Konsequenz den IT-Sicherheitsanbieter gewechselt, 6 Prozent planen dies.