Deutsche Unternehmen gehen davon aus, dass Geschäftserfolg immer stärker auf Daten basiert. So sagen aktuell sieben Prozent, dass ihr Business ausschließlich oder sehr stark von datengetriebenen Geschäftsmodellen abhängt. Mit 14 Prozent erwarten doppelt so viele Unternehmen, dass dies in zwei Jahren der Fall sein wird. Damit würde jedes siebte deutsche Unternehmen sein Kerngeschäft auf Daten aufbauen.
Zugleich sieht die deutsche Wirtschaft großen Nachholbedarf bei der Entwicklung datengetriebener Geschäftsmodelle. Nur jede hundertste Firma sieht sich als Vorreiter in der Datenökonomie, 16 Prozent verorten sich im Mittelfeld. Das sind einige Ergebnisse einer repräsentativen Befragung von 604 Unternehmen aus allen Wirtschaftsbereichen im Auftrag des Digitalverbands Bitkom. „Daten und ihrer verantwortungsvollen Nutzung kommt in der globalen Wirtschaft eine immer größere Bedeutung zu“, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. „Deutschland kann mit einem konsequenten Schritt in die Datenökonomie wettbewerbsfähiger werden, das Risiko von Krisen verringern, Ressourcen schonen und die Lebensqualität erhöhen.“
Damit dies gelingt, müssen die Unternehmen konkrete Schritte unternehmen. So verzichtet derzeit die große Mehrheit (63 Prozent) noch darauf, Daten mit anderen Unternehmen zu teilen. Jeweils ein Fünftel bietet eigene Daten anderen zur Nutzung an (21 Prozent) oder nutzt selbst Daten Dritter (22 Prozent). In den kommenden Jahren dürfte die Bedeutung dieses sogenannten B2B-Data-Sharing deutlich zunehmen. So wollen in zwei Jahren bereits 51 Prozent Daten anderer Unternehmen einsetzen, 30 Prozent wollen bis dahin selbst zum Daten-Anbieter geworden sein.
Als größte Hürden für den Datenaustausch empfinden die Unternehmen, dass Daten nicht kompatibel sind (50 Prozent) und dass es keinen passenden Partner für das Datenteilen gibt (45 Prozent). Jeweils rund ein Drittel der Unternehmen beklagt rechtliche Unsicherheiten, Schwierigkeiten bei der Einigung mit Partnern, fehlende wirtschaftliche Attraktivität sowie Datenschutzvorgaben.
Datenräume: Anreiz zum sicheren Teilen
Das Konzept der sogenannten Datenräumen ist aktuell noch nicht sehr bekannt. In einem Datenraum verständigen sich Unternehmen auf gemeinsame Regeln und Verfahren, die den dezentralen Zugriff auf Daten ermöglichen oder vereinfachen. Ein Viertel der Unternehmen hat davon noch nie gehört, etwa ebenso viele (28 Prozent) haben davon gehört, wissen aber nicht, um was es geht. Gerade einmal 16 Prozent können nach eigener Angabe erklären, was ein Datenraum ist. Gleichzeitig erwarten mehr als die Hälfte der teilnehmenden Firmen, dass Datenräume zu mehr Datenteilen führen würden und dass so ein sichererer Datenaustausch möglich wäre.
Allerdings gibt es rund um Datenräume auch Sorgen. So gehen zwar 35 Prozent der Unternehmen davon aus, dass Datenräume dem eigenen Unternehmen neue Geschäftsmöglichkeiten eröffnen würden. Umgekehrt sehen aber 44 Prozent das eigene Geschäftsmodell durch Datenräume potenziell bedroht.
Datenschutz bremst Innovationen
Größte Hürde bei der Entwicklung datengetriebener Geschäftsmodelle ist für die Unternehmen der Datenschutz. Zwei Drittel erleben, dass durch den Datenschutz die Umsetzung datengetriebener Geschäftsmodelle gehemmt wird. Fragt man diese Unternehmen, auf welche Weise dies geschieht, so nennen 62 Prozent die datenkritische Grundstimmung in Politik und Gesellschaft, 53 Prozent die Kosten, 52 Prozent Rechtsunsicherheit bei der Auslegung, 51 Prozent die Strafen bei möglichen Verstößen, 49 Prozent die schnelle Änderung der Datenschutzgesetze und 48 Prozent die insgesamt sehr strengen Regelungen.
„In der digitalen Welt brauchen wir ein hohes Datenschutzniveau. Aber wir dürfen nicht alle Daten über einen Kamm scheren“, sagt Rohleder. „Wir brauchen in Europa und innerhalb Deutschlands vor allem einen einheitlichen Datenschutz mit einheitlichen Auslegungen. Dabei sollte stärker berücksichtigt werden, dass ein Verbot der Datennutzung immer häufiger bedeutet, dass wertvolle und sinnvolle Angebote in Deutschland nicht entwickelt und nicht vermarktet werden können.“
Weitere Ergebnisse der Bitkom-Umfrage gibt es hier.