Der durch die Corona-Pandemie in der deutschen Wirtschaft ausgelöste Digitalisierungsschub ist von Dauer. Videokonferenzen oder Kollaborationstools, aber auch die Entwicklung neuer digitaler Geschäftsmodelle werden mehrheitlich beibehalten oder noch ausgeweitet. Zugleich setzen sich Unternehmen verstärkt mit der Nutzung digitaler Technologien wie Datenanalysen oder Künstlicher Intelligenz auseinander. Von der künftigen Bundesregierung wird mit weit überwiegender Mehrheit gefordert, dass die lange Liste an überfälligen Digitalisierungs-Maßnahmen jetzt umgesetzt wird.
Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage unter 602 Unternehmen ab 20 Beschäftigten in Deutschland im Auftrag des Digitalverbands Bitkom. „Die Pandemie hat zu einem nachhaltigen Digitalisierungsschub in der deutschen Wirtschaft geführt. Die aus der Not heraus eingeleiteten Digitalisierungsmaßnahmen haben sich vielerorts bewährt und werden auch in einem künftigen Normalbetrieb vorangetrieben. Diese digitale Aufbruchstimmung müssen wir nutzen“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg.
Mehr als 9 von 10 Unternehmen (92 Prozent) geben an, dass durch die Pandemie die Digitalisierung im eigenen Unternehmen an Bedeutung gewonnen hat, vor einem Jahr lag der Anteil bei 84 Prozent. Sogar 94 Prozent sehen einen Bedeutungszuwachs der Digitalisierung für die deutsche Wirtschaft insgesamt (2020: 86 Prozent). Nur rund ein Drittel der Unternehmen sehen sich jedoch eher als Vorreiter bei der Digitalisierung, zwei Drittel bewerten sich selbst eher als Nachzügler.
Die große Mehrheit der Unternehmen will auch künftig an ihren durch Corona angestoßenen Projekten zur Digitalisierung festhalten oder diese ausweiten. So wollen fast alle Unternehmen, die in der Pandemie digitale Signaturen verwendet haben, diese weiter oder sogar verstärkt nutzen. Beim Einsatz digitaler Dokumente statt Papier beträgt der Anteil 95 Prozent, ebenso bei der Weiterbildung der Beschäftigten zu Digitalthemen. 87 Prozent bleiben Kollaborationstools treu und 80 Prozent setzen weiter auf Beratungen zur Digitalisierung. Jeweils drei Viertel entwickeln ihre digitalen Geschäftsmodelle weiter (75 Prozent) oder nutzen digitale Tools für das Recruiting (74 Prozent), zwei Drittel sind es bei der Anschaffung neuer Hardware (69 Prozent) und dem Einsatz von Videokonferenzen statt persönlicher Treffen (68 Prozent).
Allein beim Homeoffice zeigt sich ein anderer Trend: Hier wollen nur 27 Prozent an den Corona-Regelungen festhalten oder diese ausweiten, aber 71 Prozent wollen sie ganz oder teilweise wieder zurücknehmen.
Der coronabedingte Digitalisierungsschub sorgt zudem für eine stärkere Beschäftigung mit entscheidenden digitalen Technologien. So geben inzwischen 73 Prozent der befragten Unternehmen an, Big Data zu nutzen oder den Einsatz zu planen oder zu diskutieren. Vor zwei Jahren waren es erst 59 Prozent. Das Internet of Things, das insbesondere bei der vernetzten Produktion wichtig ist, beschäftigt 65 Prozent (gegenüber 44 Prozent im Jahr 2019). Auch 3D-Druck, der neue Mobilfunkstandard 5G und Virtual bzw. Augmented Reality werden immer wichtiger. Nur die Beschäftigung mit der Blockchain stagniert (aktuell 4 Prozent, leichter Rückgang nach 6 Prozent 2019).
Alles in allem zeigt sich also, dass die Digitalisierung zumindest in der Wirtschaft in den kommenden Jahren kaum aufzuhalten ist. Diesen Trend wollen die meisten Unternehmen auch durch die Politik mehr unterstützt sehen, wie ein Blick auf die weiteren Ergebnisse der Bitkom-Umfrage zeigt (hier gibt es zusätzliche Informationen).