Unternehmen sollten in der nahen Zukunft eine Strategie für den Einsatz digitaler Plattformen entwickeln. Diese Forderung hat der Präsident des Digitalverbands Bitkom, Achim Berg, beim Digital-Gipfel der Bundesregierung aufgestellt. „Wir haben in Deutschland und Europa eine Vielzahl von Unternehmen, die digitale Plattformen aufgebaut haben oder auf ihnen aktiv sind. In der Öffentlichkeit diskutieren wir aber lieber darüber, wo wir vermeintlich abgehängt sind und welche Gefahren Plattformen bergen. Deutschlands Unternehmen müssen sich die Plattform-Welt erobern“, betonte Berg.
„Digitale Plattformen sind viel mehr als ein zusätzlicher Vertriebskanal. Sie verändern die Wirtschaft grundlegend. Wer Verantwortung für ein Unternehmen trägt und heute noch keine Plattform-Strategie hat, der sollte jetzt damit anfangen.“
Aktuell gibt jedes dritte deutsche Unternehmen ab 20 Mitarbeitern an, keine Strategie zum Einsatz von digitalen Plattformen zu verfolgen. Über eine zentrale Strategie verfügen 23 Prozent der Unternehmen, weitere 34 Prozent haben zumindest eine Strategie in einzelnen Bereichen. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage unter 502 Unternehmen ab 20 Mitarbeitern im Auftrag von Bitkom. Vor allem kleinere Unternehmen bis 100 Mitarbeiter verzichten auf eine Plattform-Strategie. Bei Unternehmen ab 2000 Mitarbeitern haben nur zehn Prozent noch keine Plattform-Strategie.
Plattformbasierte Geschäftsmodelle stärken
Achim Berg forderte zudem eine Politik, die die Chancen der Plattform-Ökonomie in den Mittelpunkt rückt „Wir brauchen einen Rechtsrahmen, der neue, plattformbasierte Geschäftsmodelle fördert und sie nicht erschwert“, sagte der Bitkom-Präsident. Dazu gehöre, Regulierung nur dort vorzunehmen, wo bestehende Gesetze und Regeln nicht greifen.
Außerdem dürfe man die sehr unterschiedlichen Plattformen nicht über einen Kamm scheren. Mit Blick auf die Vorschläge der Datenethikkommission zur Algorithmenregulierung warnte Berg zudem vor Regulierungswut: „Algorithmen sind Werkzeuge. Es kommt auf die Anwendungen an, in denen sie eingesetzt werden.“
GAIA-X kann digitale Souveränität stärken
Das auf dem Digital-Gipfel vorgestellte Projekt GAIA-X für eine europäische Cloud- und Dateninfrastruktur kann nach Ansicht von Experten ein Beitrag zur Stärkung der digitalen Souveränität werden. Die Frage nach der Sicherheit zentraler Infrastruktur sowie der einseitigen Abhängigkeit in der digitalen Welt habe sich zuletzt etwa durch Handelskonflikte noch einmal völlig neu gestellt, sagte Achim Berg in seiner Rede.
GAIA-X sollte deshalb europäisch gedacht werden. Zudem müssen Funktionalität, Nutzerfreundlichkeit und Kosten im Wettbewerb bestehen. „Wenn GAIA-X zum Erfolg werden soll, muss die öffentliche Hand eine Vorreiterrolle einnehmen“, unterstrich Berg.